Die eidgenössischen Abstimmungen von 1959 und 1971

Abstimmung 1959

Offizielle Statements von ausgewählten Parteien und Vereinen

 

Schweiz

Bundesrat

Pro

Schweizerischer Katholischer Frauenbund

Pro

Sozialdemokratische Partei 

Pro

Freisinnig-demokratische Partei der Schweiz

Stimmfreigabe

Demokratische Partei

Pro

Evangelische Volkspartei

Pro

 

Kanton Zug

Die freisinnige Partei des Kantons Zug [1]

Stimmfreigabe 

Christlich-konservative Partei des Kantons Zug [2]

Contra

Sozialdemokratische Partei Kt. Zug

Pro

Kantonalkomitee Zug zugunsten der Gleichberechtigung der Frauen in eidgenössischen Angelegenheiten

Pro

Kantonales Aktionskomitee für das Frauenstimmrecht 

Pro

Frauenkomitee gegen Frauenstimmrecht

Contra

Kantonales Aktionskomitee gegen das Frauenstimmrecht

Contra



[1] 82 Stimmen für die Nein-Parole, 72 Stimmen für die Ja-Parole, 105 zu 29 Stimmen für Stimmfreigabe

[2] 19 Stimmen für die Ja-Parole, 79 Stimmen für die Nein-Parole. Es stimmten nur die Männer ab, Frauen wurden nicht gefragt. Zuger Nachrichten 23. Januar 1959.

Wahlempfehlungen in den Zuger Nachrichten und dem Zuger Volksblatt (Januar 1959)

Informationen zu den Bildern:

[1] Wahlempfehlung in den Zuger Nachrichten (30. Januar 1959, S. 6).

[2] Wahlempfehlung in den Zuger Nachrichten (30. Januar 1959, S. 6).

[3] Wahlempfehlung in den Zuger Nachrichten (30. Januar 1959, S. 4).

[4] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (28. Januar 1959, S. 5).

Pro Stimmen

«Es gelte der Stellung der modernen Frau in Wirtschaft und Gesellschaft Rechnung zu tragen und ihre Leistungen zum Wohle des Staates, z.B. in der Kriegszeit, zu honorieren.» [1]

 

«Bedenkt man, dass annähernd die Hälfte aller erwachsenen Frauen, nämlich 44 Prozent in unserem Lande alleistehend (verwitwet, ledig, geschieden) sind, so kann man auch nicht verallgemeinernd sagen, der Mann spreche seine politische Meinung namens seiner Ehefrau aus.» [2]

 

«Sagen Sie drum in Zukunft nie mehr: Die Mehrheit der Schweizerinnen will das Stimmrecht nicht! Sagen sie: Die Mehrheit der Schweizer Frauen kann sich nicht ungehemmt dazu äussern. (…) Wir wollen das Frauenstimmrecht (…) weil unsere Demokratie aus Bankdirektoren und Strassenwischern, Studenten und Grossvätern, Hilfsarbeitern und Professoren, Bauern und Fabrikanten usw. besteht – und da sollten wir Frauen keinen Platz dabei haben??» [3]

 

«Der Schöpfer hat die Frau wie den Mann mit Vernunft und freiem Willen ausgestattet. Was berechtigt also den Mann, der Frau ein Recht vorzuenthalten, als ob sie ein Geschöpf zweiter Ordnung wäre?» [4]

 


[1] Zuger Volksblatt, 14. Januar 1959 (FDP Debatte in Bern, Pro-Standpunkt von zwei Nationalräten)

[2] Zuger Nachrichten, 9. Januar 1959 (Autor:in unbekannt)

[3] Zuger Volksblatt, 26. Januar 1959 (Eine Hausfrau und Mutter kleinerer Kinder nimmt Stellung zum Frauenstimmrecht, B.G.)

[4] Zuger Nachrichten, 28. Januar 1959 (Josef Kündig)

Contra Stimmen

«Wir wollen die Schweizer-Familie nicht der amerikanischen anpassen, auch nicht irgendeiner anderen. Sie soll die lebendige Zelle unseres Staatswesens bleiben und als Teile dieser Zelle sollen Mann und Frau und Kinder, jeder in seinem Berieche ihre Aufgaben erfüllen.» [1] 

 

«Durch nichts ist bewiesen, dass die Schweizer Frauen das Frauenstimmrecht wollen; mit viel grösserer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass die unpolitische Mehrheit unserer Frauen es dankend ablehnt.» [2] 

 

«Durch die Einführung des Frauenstimmrechts auf der Ebene des Bundes würden bewährte föderalistische Grundsätze unseres Landes missachtet, indem eine Neuerung eingeführt würde, deren Regelung in erster Linie Aufgabe der Kantone ist.» [3] 

 

«Die Einführung des Frauenstimmrechts würde das Übergewicht der Städte gegenüber dem Land noch vergrössern, weil die Frauen in der Stadt weit eher in der Lage seien am politischen Leben teilnehmen zu können, als ihre Mitschwestern auf dem Lande.» [4] 

 


[1] Zuger Volksblatt, 26. Januar 1959 (Autor:in unbekannt)

[2] Zuger Nachrichten, 28. Januar 1959 (Autor:in unbekannt)

[3] Zuger Nachrichten, 28. Januar 1959 (Kantonales Aktionskomitee gegen die Verfassungsvorlage über die Einführung des Frauenstimmrechts im Bund)

[4] Zuger Volksblatt, 19. Januar 1959 (Kantonsrat F. Glättli)

Abstimmungsresultate der Volksabstimmung am 1. Februar 1959

 

Bundesbeschluss vom 13.06.1958 über die Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts in eidgenössischen Angelegenheiten 

Die Vorlage wurde mit einer Stimmbeteiligung von 66.72% abgelehnt.

 

Schweiz Ja Nein % Ja % Nein
Volk 323'727 654'939 33.1 66.9
Stände 3 16 6/2    

 

Kanton Stimmberechtigt Eingereicht % Stimmbeteiligung Ja Nein % Ja % Nein
Zug 12'997 8'452 65.03% 2'046 6'387 24.3% 75.7%

[1] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (1. Februar 1971, S. 4).

[2] Abstimmungsresultate der Wahlen 1959 in den Zuger Nachrichten (2. Februar 1959, S. 3).


Abstimmung 1971

Offizielle Statements von ausgewählten Parteien und Vereinen

 

Schweiz

Bundesrat

Pro

Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz

Pro

Die Freisinnige Partei Schweiz

Pro

Sozialdemokratische Partei Schweiz

Pro

Gewerkschaften

Pro

 

Kanton Zug

Die freisinnige Partei des Kantons Zug

Pro

Conservativ-christlich-soziale Volkspartei des Kantons Zug

Pro (einstimmig)

Freisinnig demokratische Partei Menzingen

Pro (einstimmig)

Conservativ-christlich-soziale Partei Menzingen

Pro

(Überparteiliches) Aktionskomitee Frauenstimmrecht Kt. Zug

Pro

Jungliberalen Zug

Pro

Steinhauser Aktionskomitee «Frauen 71»

Pro

Gewerkschaftskartell des Kantons Zug

Pro

Menzinger Schwestern

Pro

 Wahlempfehlungen in den Zuger Nachrichten und dem Zuger Volksblatt (Januar und Februar 1971)

Informationen zu den Bildern:

[1] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (2. Februar 1971, S. 14).

[2] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (2. Februar 1971, S. 14).

Pro Stimmen

 «Die politische Mitarbeit der Frau in zahlreichen Gemeinden und Kantonen hat sich bewährt. Nirgens haben die Frauen oder die Familien dabei Schaden genommen. (…) Im Gegenteil, überall wird das «frauliche» Element für die Politik als belebend empfunden.» [1]

 

«Ist es nicht eine beschämende Tatsache, dass die sonst in vielen Beziehungen fortschrittliche Schweiz zu den letzten Staaten der Welt gehört, die der Frau den Gang zur Urne verwehren?» [2]

 

«Das Fehlen [des Frauenstimmrechts] hat die Schweiz bislang gehindert, der Menschenrechtskonvention des Europarates beizutreten. Viele Ausländer können es nicht verstehen, dass die älteste Demokratie das Frauenstimmrecht nicht kennt.» [3]

 

«Noch ein gut zugerisches Argument: Man wird auch nach der Einführung des Frauenstimmrechts und mit der damit verbundenen Verdoppelung der Zahl der Stimmberechtigten im kleinen Kanton Zug in überschaubaren politischen und damit angenehmen Verhältnissen leben können.» [4]

 


[1] Zuger Nachrichten, 8. Januar 1971 (Dr. Karl Appert)

[2] Zuger Tagblatt, 23. Januar 1971 (Autor unbekannt)

[3] Zuger Nachrichten, 25. Januar 1971 (Autor:in unbekannt, in Bezug auf die Delegiertenversammlung der Conservativ-christliche-sozialen Volkspartei des Kantons Zug)

[4] Zuger Tagblatt, 4. Februar 1971 (Richard Ammann)

Contra Stimmen

«Bedenken bestehen wegen Militärdienst- und Militärsteuerpflicht. Diese Dienstpflicht könnte nach heutigem Recht ohne Frauenstimmrecht von den Männern allein beschlossen werden. Andererseits könnten einmal die Frauen mit ihrem beträchtlichen Stimmpotential ja oder nein zu einer derartigen Vorlage sagen.» [1]

 

«Die Grundzelle des Staates, die Familie, wird zerstört werden und damit unweigerlich die Auflösung des Gesamtkörpers mit sich ziehen. Bereits bei beruflich engagierten Frauen leidet die Familie schwer unter Verwahrlosung; wieviel schlimmer wird es werden, wenn sich die Frau auch für die Politik einsetzen muss und damit drei Herren zugleich dienen soll? All diese Pflichten übersteigen das physische und psychische Leistungsvermögen der Frau bei weitem, treiben sie zum Ruin oder machen sie noch im besten Fall zu einer Maschine. (…) Beide Geschlechter sollten wieder versuchen, der naturbedingten Arbeitssteigerung Folge zu leisten.» [2]

 

«Denn – und das doch hoffentlich zum letztenmal – zählt man auf Frauen- wie auf Männerseite auf das sprichwörtlich Beeinflussungstalent der Frauen. Es geht deshalb der Aufruf (…) an die gesamte Damenwelt: Bis zum 7. Februar ausschliesslich politisches Bettgeflüster, dann kann nichts schiefgehen!» [3]

 

«Das Frauenstimmrecht ist eine Suppe, die für die Frauen zu heiss, und für die Kinder zu scharf ist; für die Männer hat es überdies Haare darin.» [4]

 


[1] Zuger Nachrichten, 5. Februar 1971 (Aus der Diskussion zum Stimmrecht bei der Christlich-conservative-soziale Partei Menzingen)

[2] Zuger Nachrichten, 3. Februar 1971 (Frau M. Zwicky-Abt, Eidgenössische Aktion gegen die Stimmrechtsvorlage)

[3] Zuger Tagblatt, 20. Januar 1971 (Autor:in unbekannt)

[4Zuger Tagblatt, 3. Februar 1971 (Autor:in unbekannt)

Abstimmungsresultate der Volksabstimmung am 7. Februar 1971

 

Bundesbeschluss vom 09.10.1970 über die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts in eidgenössischen Angelegenheiten

Die Vorlage wurde mit einer Stimmbeteiligung von 57.72% angenommen.

 

 Schweiz Ja Nein % Ja % Nein
Volk 621'109 323'882 65.7 34.3
Stände 14 3/2 5 3/2  

 

Kanton Stimmberechtigt Eingereicht % Stimmbeteiligung Ja Nein % Ja % Nein
Zug 17'121 11'349 66.29% 6'699 4'483 59.9% 40.1%

[1] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (6. Februar 1971, S. 24).

[2] Wahlempfehlung im Zuger Volksblatt (2. Februar 1971, S. 5).